Abhyanga
Eine uralte hinduistische Schrift beschreibt die grenzenlose Glückseligkeit der sanften Handberührung. Schon damals wurde der Abhyanga-Behandlung eine intensive Wirkung zugeschrieben.
Kraft der Ganzkörpermassage
Abhyanga ist eine Ganzkörpermassage. In Indien bezeichnet man sie als Massage der Liebe. Nicht allein die Ölmassage ist von Bedeutung, sondern die liebevolle und präsente Haltung, mit der sie durchgeführt wird. Unterteilt wird die Massage in Samvahana, die leichte, sanfte Massage und die Mardana, die Druckmassage. Je nach Tradition und Schule werden unterschiedliche Massagegriffe angewandt. Die klassische Abhyanga verwendet zwei Streichrichtungen. Die Anuloma bezeichnet die beruhigende, ausgleichende Ausstreichung in Haarrichtung. Pratiloma dagegen streicht gegen die Haarrichtung und wirkt eher belebend und anregend.
Die Massage verstärkt die Lebensenergie Prana und hat einen verjüngenden Effekt, indem der gesamte Organismus gestärkt wird und die Haut in zartem, strahlendem Glanz erscheint. Auch auf die Muskeln, die Gelenke und das Bindegewebe wirkt die Ganzkörpermassage positiv. Sie hilft bei Rückenbeschwerden, Allergien und Verspannungen. Abhyanga regt den Körper dazu an, sich von Giften, Unverdautem und Abfallprodukten zu reinigen und die Selbstheilungskräfte zu aktivieren. Das psychische Wohlbefinden und der Schlaf verbessern sich. Unsere Ausdauer und Konzentration profitieren ebenso von der Massage. Liebende Hände nähren den Patienten mit Wärme, der dadurch auch selbst liebesfähiger und gelassener wird. Nicht zuletzt stellt die Massage puren Genuss und ein sinnliches Erlebnis dar.
Anleitung für das Liebesbad
Möchte man die Massage zuhause durchführen, nimmt sie etwa 20 bis 30 Minuten in Anspruch. Das Öl wird dafür in einem Behälter erwärmt. Es empfiehlt sich, das Ritual mit einer Entspannung und ein paar bewussten, tiefen Atemzügen zu beginnen. Mit ein paar Tropfen Öl beginnt die Massage am Scheitel, indem die Kopfhaut sanft kreisend massiert wird. In der ayurvedischen Therapie wird die exklusive Behandlung der Stirn mit dem Stirnölguss Shirodhara genannt. Anschließend werden Ohren und Nacken verwöhnt und der Kopf ausgestrichen. Gesicht und Hals werden ebenso kreisförmig massiert. Weiter geht die Körperreise zu den Armen, die eine kräftigere Massage vertragen. Jeder Finger wird einzeln ausgestrichen. Brust, Rumpf und Schultern bevorzugen sanfte Bewegungen. Die Massage schließt mit den Beinen und Füßen ab. Die Zehen werden ähnlich den Finger einzeln ausgestrichen. Die Fußmassage wird als Padabhyanga bezeichnet.
Es ist wichtig, auf eine hohe Qualität der verwendeten Öle zu achten. Morgens eignen sich Sesamöl oder ein kühlendes Rosenöl zur Aktivierung und Reinigung. Besonders das Sesamöl besitzt die Eigenschaft, tief in das Gewebe einzudringen und es dadurch gut zu versorgen. Abends sorgt das Dhanvantram Öl für die notwendige Regeneration und Entspannung. Nach dem Ritual gönnen Sie sich am besten eine warme Dusche. Um das gewonnene Gleichgewicht zu erhalten, wird empfohlen, nach der Massage nicht barfuß zu laufen sowie sich vor Wind und Zugluft zu schützen. Auch zu üppiges Essen oder sportliche Aktivitäten sollten vermieden werden. Das Trinken von heißem Ingwerwasser ist dagegen wohltuend und ratsam.