Sivananda

Sivananda Saraswati widmete sein Leben der Medizin und dem Yoga. Auch mehr als fünfzig Jahre nach seinem Tod hat seine Lehre großen Einfluss, auch in Europa. Im deutschsprachigen Raum gibt es bereits seit 1972 Yoga-Zentren in seiner Tradition, zunächst in Wien, später auch in München und Berlin.

Mit orthodoxen Traditionen gebrochen

1887 in eine streng orthodoxe Brahmanen-Familie hineingeboren, zeichnete sich schon in jungen Jahren sein Wesen durch ausgeprägte Nächstenliebe ohne Rücksicht auf das verbreitete Kastensystem aus. Seine Berufswahl war nur folgerichtig: Sivananda Saraswati wandte sich der Medizin zu, studierte in Indien, gab eine Fachzeitschrift heraus und behandelte auch Patienten niederer Kasten. Nach dem Tod seines Vaters 1913 wechselte er nach Malaysia, wo er zehn Jahre praktizierte und ein kleines Spital leitete. Was den Sinneswandel mitten im Erfolg auslöste, ist nicht überliefert – Fakt ist aber, dass Sivananda Saraswati damals noch unter seinem bürgerlichen Geburtsnamen Kuppuswami 1923 alles aufgab, nach Indien zurückreiste und dort als einfacher Wandermönch auf Pilgerreise ging. Eine neue Heimat fand er im nordindischen Rishikesh, an den Ufern des Ganges und im Schatten des Himalaya-Massivs. Prägend war seine Begegnung mit dem Guru Swami Visvananda Saraswati. Swami ist ein hinduistischer Meistertitel, den Sivananda Saraswati später selbst führen durfte. Von Visvananda erhielt Sivananda die Einweihung in die mehr als tausendjährige Tradition des Ordens Dashnami Sannyasi. Zunächst lebte er in strenger Askese, besann sich aber gleichzeitig auf seine Befähigung als Arzt und behandelte Mönche und andere Asketen.

Vom Viehstall zum Augen-Hospital

Sivananda Saraswatis Hinwendung zum Yoga datiert auf das Jahr 1934. In Rishikesh gründete er seinen Ashram als Ort spiritueller Praktiken. Zwei Jahre später sammelte er seine ersten Schüler um sich und schuf die Gesellschaft Göttlichen Lebens (Divine Life Society). Seine Anhängerschaft wuchs rasant, aus der kleinen Viehscheune in Rishikesh entwickelte sich ein weltbekannter Ashram. Ein Teil des Erfolgsrezepts war sicher auch Sivanandas Verständnis und Lehre vom Yoga der Synthese, das sehr unterschiedliche Strömungen vereint. Zur Erleichterung der Organisation seiner Schüler und ihrer Versorgung mit Schriften, so Sivanandas grundlegendes Werk „Die Kraft der Gedanken“, entstanden 1948 die Yoga-Vedanta Forest Academy und 1951 der Verlag Yoga-Vedanta Forest Academy Press. Bei aller Spiritualität vernachlässigte Sivananda die physische Gesundheit nicht. Sein letztes großes Projekt vor seinem Tod im Jahr 1963 verwirklichte er 1957 mit der Gründung des Sivananda Eye Hospitals zur Behandlung von Augenerkrankungen. Es existiert bis heute als Sivananda Charitable Hospital und ist Teil der Divine Life Society.

Synthese von Körper und Geist

Anhänger von Swami Sivananda sehen in ihm bis heute ein Vorbild selbstlosen Lebens, auch gegen Widerstände des in Indien allgegenwärtigen Kastendenkens. In Sivananda-Centern auf der ganzen Welt wird die körperliche und geistige Gesundheit der Yogi gefördert durch fünf Prinzipien: Körperübungen (Asanas), Atmung (Pranayama), Entspannung (Savasana), vegetarische Ernährung sowie positives Denken und Meditation (Vedanta und Dhyana).

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Ayurveda

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