Shirodhara
Eine traditionelle Shirodhara Behandlung dauert zwischen zwanzig und fünfzig Minuten. Nach ayurvedischer Lehre wird sie empfohlen bei Kopfschmerzen, aber auch bei Schlaflosigkeit oder Depressionen. Bei ernsten körperlichen Erkrankungen wie einer Gesichtslähmung oder einer halbseitigen Lähmung nach einem Schlaganfall kann Shirodhara ebenfalls unterstützend eingesetzt werden. Da der Stirnölguss auf das gesamte vegetative Nervensystem wirken soll, ist er generell bei allen neurovegetativen Störungen angezeigt, also neben den bereits genannten Beschwerden und Krankheiten auch bei Nervosität, Krämpfen und Herz-Kreislauf-Problemen. Nervliche Beeinträchtigungen treten häufig als Stressfolge auf. Mit Shirodhara werden reproduzierbare Erfolge erzielt, wenn es um den beruhigenden Einfluss auf die Reizleitungen im Körper geht. Gegenanzeigen ergeben sich im Wesentlichen aus der Blutdruck senkenden Wirkung des Stirnölgusses. Ist der Kreislauf ohnehin geschwächt, zum Beispiel bei Frauen während der Menstruation, macht Shirodhara wenn überhaupt nur in Kombination mit einer traditionellen Ganzkörper-Massage (Abhyanga) Sinn, die den Kreislauf anregt. Generell ist die Kombination mit einer Gesichts- oder Kopfmassage zu empfehlen.
Öl auf Sesambasis
Die ältesten Rezepte für Kräuteröle, die beim Shirodhara eingesetzt werden, basieren auf Sesamsamen. Der Name Thaila für das Öl ist von Tila, Sesam, abgeleitet. Ayurveda-Ärzte schwören dabei auf durchaus unterschiedliche Rezepturen: Kshirabala Thaila ist zweitausend Jahre alt. Es enthält Bestandteile der tropischen und subtropischen Pflanze Sida retusa sowie Milch. Mit rund vierhundert Jahren deutlich jünger ist Bhringamalakkadi Thaila. Es enthält zum Beispiel das namensgebende Feenkraut (Bhringaja, botanisch Eclipta Alba), Amalaki, das ist Saft der indischen Stachelbeerfrucht, Kuhmilch und Süßholz. Es wird nicht nur auf Sesambasis hergestellt, sondern kann alternativ auch Kokosnussöl enthalten.
In festen Bahnen
Das Öl wird erwärmt, wobei die richtige Temperatur je nach dominierendem Dosha, also der vorherrschenden Konstitution des Behandelten, variieren kann. Im Normalfall sollten 37 bis 39 °C nicht überschritten werden – sonst kann die Behandlung unangenehm sein, und die guten Eigenschaften der Kräuter werden zerstört. Beim Pitta Typus sind geringere Temperaturen von 28 bis 30 °C geeignet. Wichtig ist, dass sich der Klient wohl fühlt. Das Öl fließt aus einem speziellen Dhara-Gefäß aus Messing, Edelstahl oder Terrakotta entlang eines Dochts auf die Stirn. Ein vier Finger breiter Abstand, etwa acht bis zehn Zentimeter, ist eine gute Fließhöhe. Wie genau die Anwendung erfolgt, zum Beispiel kreisend oder von einer Seite zur anderen, um eine Synchronisierung der Gehirnhälften zu erreichen, sollte dem Ayurveda-Arzt oder einem erfahrenen Behandler überlassen sein. Der Laie kann hier mehr Schaden anrichten als Nutzen stiften.